Die Zahl der Männer in den Universitäten steigt wieder: Erstmals seit 2068 erreichten Männer wieder einen Anteil von 25%. Der Boy-go-Study-Index verzeichnete einen Anstieg von 5% in den letzten Monaten und plädiert auf eine Männerquote an den Universitäten. So oder so ähnlich könnte eine Schlagzeile am Ende des 21. Jahrhundert aussehen, denn Jungs sind die Problemfälle der sozialen Arbeit.
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Die Förderung von Mädchen und Frauen in Bildung und Beruf, beispielsweise durch die Einführung des Girls-Day oder der Frauenquote, findet zurzeit große Beachtung. Doch was ist mit den Jungs? Gerade am Weltfrauentag am 08.03.2014 hielt die Journalistin und Buchautorin Astrid von Friesen auf dem Gut Gödelitz einen Vortrag, in welchem sie der Frage „Was ist bloß mit den Jungen und Söhnen los?“ nachging und auf aktuelle Benachteiligungen von Jungen in Erziehung und Schule hinwies.
Warum sind Väter so wichtig wie Mütter?
Die erste Frage, welcher von Friesen nachging schien erst einmal provokant zu sein. Denn gerade Müttern wird in erziehungswissenschaftlichen Diskussion meist die zentrale Rolle zugeschrieben. So hat die Mutter bei Neugeborenen durch eine symbiotische Beziehung zu ihrem Kind eine unverzichtbare Funktion für eine gesunde Entwicklung des Kindes. Doch durch die entwicklungsbestimmte Ablösung des Kindes von der Mutter und der damit verbundenen Krisen kann eine positive Männerrolle als Vorbildfunktion eine Hilfe für diese Trennung sein. Jungen leben häufig ihrer Aggressionen über Motorik aus. Ein aus den Augen des Kindes allwissender und omnipotenter Vater kann mit dem Kind durch positive Körperliche Auseinandersetzung, wie Ringkämpfe, zu einer guten Entwicklung führen. Auch in der Pubertät, in welchem Rivalitäten und Konkurrenzkämpfe die Beziehung zu den Eltern bestimmen, ist eine solche positive Männerrolle entscheidend, um lebenslange Probleme zu verhindern.
Welche Folgen kann falsche Erziehung bei Jungs mit sich bringen?
Von Friesen wies auf starke Probleme der Jungen in unserer Gesellschaft hin. So haben in Deutschland „80% der Schulabgänger […] und Kriminellen keinen präsenten Vater gehabt“. Und „Männer suizidieren sich über alle Lebensphasen hinweg immer häufiger als Frauen“.Weiterhin seien Jungen und Männer häufiger Opfer von Gewalt als Mädchen und Frauen. 2011 waren 63,38% der Gewaltopfer männlich. Das sind 124.745 Tausend. Und das, obwohl Frauen, gestärkt durch feministische Bewegungen, viel häufiger an die Öffentlichkeit treten und ihnen häufiger Glauben geschenkt wird. Für Jungs und Männer gibt es derzeit nur 6 Beratungsstellen, an welchem sie sich im Falle von Gewalt wenden können. Diese deckt vermutlich nur 5% aller Fälle auf.
Wie sieht die Stellung von Jungs in der Schule aus?
In einem letzten Abschnitt ging von Friesen auf die Bedeutung der Schule für die Entwicklung der Jungen ein. In dem Maße, in welchem „Kollagen anfertigen, Ausmalen und Basteln“ den Grundschulalltag prägen, wird eine Ausrichtung erkennbar, welche mehr für Mädchen als für Jungen passende Maßnahmen bietet. Jungen suchen „abenteuerliche und grenzgängerische“ Erfahrungen, welche allerdings in den Schulen oft bestraft wird. Eine Schlagzeile der USA Today betitelt das Problem folgendermaßen: „Mädchen bekommen besondere Unterstützung, Jungs bekommen Ritalin“. Auch die Vorherrschaft von weiblichen Erzieherinnen wird den Bedürfnissen von Jungen nicht gerecht und führt sogar zu einem deutlichen Leistungsabfall. Eine skandinavische Studie, welche das Erlernen von Lesefähigkeiten von Kindern untersuchte, stellte fest, dass Jungs und Mädchen gleich gute Fortschritte machten, wenn sie ihre Lesefähigkeiten am Computer erlernten. Erst in einem Fortführungskurs, welcher ausschließlich unter weiblichen Lehrerinnern stattfand, schnitten Jungs plötzlich signifikant schlechter ab als Mädchen.
Mit ihren Vortrag rückte Astrid von Friesen die Bedürfnisse von Jungen in den Vordergrund. Sie werden in Erziehung und Schule zu stark vernachlässigt und führen zu enormen gesellschaftlichen und psychosozialen Problemen.